Archiv für den Monat: Juni 2017

Fachvortrag zum offenen Kunstschwarmverfahren

Offenes Kunstschwarmverfahren hilft Imkern, Bienenvölker zu erhalten

Die Arbeit müssen die Imker gemeinsam erledigen

In einer fachlichen Fortbildung hat der Imkerverein Weiden und Umgebung  einen Vortrag über eine  bienenfreundliche Sanierung beim Auftreten der gefürchteten Faulbrut vorgestellt.

Der Vortrag fand am Sonntag, den 21.05.2017, in Weiden i.d.Opf. Im „Postkeller“ statt, 34 Imkerinnen und Imker aus Stadt- und Landkreis waren anwesend.
Die Referentin, Monika Reichel, hat beim Bienenzuchtberater Guido Eich in Niedersachsen die offene Kunstschwarmsanierung mitgemacht und die Ausbildung zur Bienensachverständigen absolviert.

Zunächst ist sie auf das Erkennen der Faulbrut eingegangen. Sie hat Foto- und Filmmaterial von erkrankten Völkern gezeigt mit dem typisch löchrigen Brutnest, eingefallenen bzw. löchrigen Zelldeckeln oder Tröpfchen nach einer Ausschlagprobe. Zugleich erläuterte sie die Untersuchung mit einer Pinzette. Dabei wird der Zelldeckel vorsichtig beiseitegeschoben, um den Zellinhalt unbeschädigt zu sehen. „Wenn in der Zelle jemand drin sitzt, dem  ein Namen geben werden kann –Made, Puppe, o.ä., auch wenn er noch so sch… aussieht, dann kann es keine Faulbrut sein!“ Die übliche Methode, mit einem Streichholz in der Zelle zu quirlen, ist  dafür zu grob. Wenn in der Zelle nur eine fadenziehende Masse vorhanden ist, handelt es sich höchstwahrscheinlich um die gefürchtete Bruterkrankung. Die Farbe ist unterschiedlich. Meist ist dabei der typische Geruch vorhanden, den die Referentin als eine Mischung zwischen bitterer Schokolade mit Fußschweiß und einem Schuss frischen Brotduft  beschrieb. Wenn festsitzende, gerillte Schorfe zu finden sind, sind Milliarden von Faulbrutsporen im Volk vorhanden. Da nur die Brut erkrankt, gilt es daher, die erwachsenen Bienen von der erkrankten Brut und dem verseuchten Futter zu trennen, um das Bienenvolk an sich zu erhalten, sofern es durch die Krankheit nicht schon zu sehr geschwächt ist. Die Imker müssen daher das Krankheitsbild kennen, um im Falle einer Infektion so früh wie möglich aktiv zu werden. Bei Verdacht bzw. Ausbruch der Krankheit ist unverzüglich der Amtsveterinär einzuschalten. Dieser muss die betroffenen und alle umliegenden Völker kontrollieren. Heute wird bei allen Völkern am Stand und in der Umgebung eine Futterkranzprobe gezogen. Damit kann man im Sinne eines „Rauchmelders“  einen Sporenbefall nachweisen, noch bevor ein Ausbruch der Krankheit erfolgt. Es müssen alle Völker in der Umgebung  beprobt werden, damit der Ausgangspunkt der Infektion gefunden wird. Daher ist es wichtig, dass alle Bienenstände bekannt sind. Jeder Imker unterliegt der Meldepflicht nach der Bienenseuchenverordnung. Er hat seine Völker und die Standorte beim Amtstierarzt anzumelden. Faulbrut kann jeder Imker sehr schnell an den Stand bekommen, da bekanntlich besonders die starken Völker gerne bei zusammenbrechenden Völkern das Futter räubern und damit die Sporen bei sich eintragen.

Wenn die Herdsuche abgeschlossen ist, kann festgelegt werden, wann und wie die Sanierung  der betroffenen  Bienenstände erfolgen soll. Mit dem offenen Kunstschwarmverfahren werden die Bienenvölker erhalten. Das Desinfizieren des Materials muss sowieso erfolgen. Es macht aber nur Sinn, wenn alle Imker gleichzeitig sanieren, damit durch Räuberei nicht gleich wieder eine Infektion weitergetragen wird. Daher müssen die Imker  über Vereins- bzw. Verbandsgrenzen hinweg an einem Wochenende in einer gemeinsamen Aktion die Arbeiten durchführen. Dazu muss ein geeigneter befestigter Platz mit Strom- und Wasseranschluss gefunden werden. Eine Waschstraße mit Kratztisch, Wachsschmelzer, Gasbrenner bzw. Laugenbad und Hochdruckreiniger ist erforderlich. Es muss abgesprochen werden, wie die Brut- und Futterrähmchen entsorgt werden. Anzuraten ist bei Ausbruch der Krankheit eine bienendichte Anlieferung bei der Müllverbrennung. Diese Vereinbarungen einschließlich der Klärung von Fragen zur Entsorgung des Tresters müssen vorab in Zusammenarbeit mit dem Amtsveterinär erfolgen. Die Imker müssen vor der Sanierung erntereifen Honig entnehmen und genügend Mittelwänden, Futter und Futtergeschirre und ev. Varroabehandlungsmitteln besorgen. Für die Sanierung muss eine genügend große Hilfsmannschaft bereit stehen.

Zu Beginn der Sanierung über offene Kunstschwärme werden die erwachsenen Bienen vom Wabenwerk in den bisherigen Boden und eine Zarge abgestoßen. Unter dem Deckel wird ein Absperrgitter eingelegt, damit sie sich nach Bienenart wie im Naturschwarm aufketten können. So müssen die Bienen eine je nach Trachtlage drei- bis fünftägige Hungerphase durchmachen.  Damit wird erreicht, dass die Bienen im freien Flug alles verseuchte Futter durch ihr Verdauungssystem ausscheiden und im Freien abkoten. Die Faulbrutsporen sind empfindlich auf UV-Licht, auch wenn sie sonst Jahrzehnte überstehen sollen. Die Völker können sich selbst mit Wasser versorgen. Bei Tracht werden sie anfangen, Wäbchen zu bauen, die jedoch jeden Tag entnommen  werden müssen. Am dritten Tag wird das Absperrgitter und der Deckel weggenommen und ihnen eine desinfizierte Zarge mit Mittelwänden und einer Fütterungseinrichtung mit Folie und Deckel aufgesetzt. Die Bienen ziehen nun von unten nach oben ins „Frischeabteil“. Deshalb kann danach der verseuchte Boden und die unterste Zarge weggenommen werden und auf einen desinfizierten Boden gestellt werden. Am ersten Tag werden sie mit einem halben Liter Sirup oder Zuckerwassermischung im Verhältnis 2:3 gefüttert, damit sie anfangen zu bauen. Im Anschluss muss eine kräftige Auffütterung erfolgen. Zu beachten dabei ist, dass die Kunstschwärme je nach Jahreszeit stark genug gebildet werden. Bei einer Sanierung im Herbst werden daher Völker zusammengelegt. In diesem Zusammenhang kann eine Umweiselung bzw. eine Behandlung gegen die Varroamilbe erfolgen.

Das gesamte Material der Bienenvölker muss desinfiziert werden, entweder durch ausreichendes Abflammen oder durch ein Tauchen in einer geeigneten Desinfektionslösung. Alles Futter, Wachs und Kittharz muss entfernt werden. Abkehrbesen, Folien oder Kunststoffabsperrgitter werden entsorgt. Alle Futterwaben, auch helle Waben aus dem Lager, können die Faulbrutsporen enthalten und sind unbedingt restlos zu entsorgen, damit keine Reinfektion entsteht.

Die Referentin zeigte dazu beeindruckende Aufnahmen einer Sanierung, die den Imkern einen nachhaltigen Eindruck ermöglicht hat. Sie betonte, dass durch eine fachlich korrekte Sanierung über offene Kunstschwärme die amerikanische Faulbrut in den Griff zu bekommen ist und somit ihren Schrecken bei den Imkern verlieren kann. Dafür lohnt es sich, zusammen zu stehen und den Arbeitsaufwand gemeinsam zu stemmen.